Kaliberg Salzbergwerk Sigmundshall Fotos von 2010-2011

Seit Ende Dezember 2018 ist Schicht im Schacht beim Salzbergwerk Sigmundshall – übrig bleibt der Kaliberg in Niedersachsen – Fotos: Namira McLeod

Nach fast 120 Jahren Bergbaugeschichte wurde im Salzbergwerk Sigmundshall in Mesmerode nahe der Stadt Wunstorf (Bokeloh) und des Steinhuder Meeres am 21. Dezember 2018 die letzte Tonne Kalisalz gefördert – ein symbolischer Akt für das Ende der Kaliproduktion in Niedersachsen, das mitten im ‚Kaliboom‘-Zeitalter begann. 1898 wurde der Schacht Sigmundshall ins Leben gerufen – einer von mehr als 200 Kalischächten im Deutschen Reich (1871-1945). Um die 730 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren zuletzt für die K+S KALI GmbH aus Kassel im Bergwerk Sigmundshall beschäftigt, teils unter Tage bei einer Temperatur von 50°C. Übrig bleibt nun der circa 130 Meter hohe ‚Kaliberg‘, der von den umliegenden Bewohnern liebevoll ‚Kalimanscharo‘ genannt wurde – die Halde des Kaliwerks – bestehend aus rund 47 Millionen Tonnen Rückstandssalz (Abraum) in unterschiedlichen Farbtönen. Die Schächte des Bergwerks liegen in 1150 bis 1400 Meter Tiefe. Zwischen 1904 und 2018 wurden etwa 130 Millionen Tonnen Rohsalz aus dem Salzstock gefördert und zu Düngemitteln verarbeitet. Die vorhandene Anlage zum Recycling von Aluminium-Salz-Schlacken (REKAL-Anlage) wird wohl auch zukünftig betrieben.

Kali 2011 in seinem neuen Zuhause – benannt nach dem Kaliberg in Mesmerode

Höhepunkt für Besucher war der alle zwei Jahre stattfindende ‚Tag der offenen Tür‘. An diesem Tag konnten Interessierte das Salzbergwerk Sigmundshall besichtigen, alles über den deutschen Kaliabbau und die Verwendung erfahren sowie päckchenweise kostenloses Speisesalz (‚Kalisalz‘) mit nach Hause nehmen. Ich kam am 3. September 2011 in den Genuss (ohne Besichtigung, weil der Andrang zu groß war), veröffentliche an dieser Stelle aber auch Außenaufnahmen aus 2010.

Mir bleibt der ‚Kaliberg‘ bis heute in Erinnerung, weil mir zum Tag der offenen Tür 2011 im dahinter liegenden Waldstück eine junge Katze zulief (bzw. vielmehr wie Robin Hood aus dem Wald vor die Füße sprang), die sich schnell als Kater entpuppte und fortan auf ‚Kali Freiherr von Sigmundshall‘ getauft wurde. Die zehn Päckchen Kalisalz haben sieben Jahre lang gehalten, Kali bereichert bis heute mein Leben.

Nun zu meinen Archivaufnahmen vom Kaliberg von 2010 und 2011 und Umgebung mit Blick bis zum Steinhuder Meer und vom Sonnenuntergang, der den ‚Kalimanscharo‘ rot erstrahlen ließ:

Rund 10 Jahre später – was hat sich getan am Werk Sigmundshall?

Da sich am Steinhuder Meer trotz anhaltender Corona-Krise Scharen von Menschen, größtenteils ohne Mund-/Nasenschutz, tummelten und die Parkgebühren in Steinhude sonntags 1 Euro pro Stunde ausmachten, entfernte ich mich schnell und entschloss kurzerhand am 31. Januar 2021, einen Abstecher zum Kaliwerk Sigmundshall zu machen. Gegen 16.30 Uhr angekommen, nutzte ich die Gelegenheit, das Werksgelände auch einmal von der Rückseite aus zu betrachten, einen Spaziergang durch die anliegende (ehemalige) Werkssiedlung zu unternehmen und für ein kurzes Gespräch mit dem Pförtner.

Aber zuerst zu meinen 52 Fotos, die den Kaliberg, die Werksgebäude und die Siedlung wetterbedingt (geringe Schneedecke, nachmittagsblauer Himmel) in blassen blau-weiß-grauen Tönen zeigen:

Wer von der Straße aus durch den Zaun aufs Werksgelände schaut, wird auf den ersten Blick keine großartigen Veränderungen erkennen. Im direkten Vergleich mit Bildern, die neben dem Pförtnerhaus ausgestellt sind, fällt aber auf: Ein weißes großes Gebäude wurde offensichtlich bereits abgerissen. Des Weiteren findet sich an der Brücke zum Firmenparkplatz ein Schild mit der Aufschrift „Innopark“. Getan hat sich in puncto Innovationszentrum (geplant war es für 2019) aber noch nichts, klärte der Pförtner auf. Immerhin arbeite er hier schon 16 Jahre und habe die letzten Tage der Kalisalzförderung mitbekommen.

Was nicht heißt, dass das Werk verlassen wäre. In der hauseigenen REKAL©-Anlage gewinne K+S das in der Salzschlacke enthaltene Aluminium zurück. Heraus komme eine Aluminium-Granulat mit einem Reinheitsgrad von rund 70 Prozent. Eine sinnvolle Alternative zur energieaufwendigen Herstellung von Primäraluminium, wird auf der Webseite ausgeführt, und nur ein Geschäftsfeld von vielen, die K+S am Standort Sigmundshall anbietet. Leise Motorengeräusche sind von außen zu vernehmen und sobald es dunkler wird, sieht man die Lichter angehen in mehreren Werksgebäuden.

Die ehemaligen Kalisalz-Förder-Stollen sehen aber dem Ende entgegen. Die sollen mit Wasser befüllt werden – ein Vorgang, der etwa 20 Jahre dauern könnte, so der Pförtner. Tatsächlich hat K+S in einer Testphase 2020 erste Kesselwagenzüge voll mit Sickerwasser aus Halden im Werk Werra nach Bokeloh anrollen lassen (lt. Bericht Schaumburger Nachrichten).

Die ehemalige Werkssiedlung an der Straße Tienberg zu Fuße des Kalibergs beinhaltet rund 20 Mietshäuser und strahlt von außen betrachtet eine gewisse Gemütlichkeit aus. Die Wohnungen sind offensichtlich alle belegt. In der Siedlung gibt es sogar einen „tiefergelegten“ Tennisplatz. Ob und wann der benutzt werden kann, lässt sich allerdings auf die Schnelle nicht beantworten. Die große Mulde, in der sich der Platz befindet, ähnelt eher einem natürlichen Überlaufbecken.

Der Kaliberg an sich kann sich seit Stilllegung an einigen Stellen bereits einer naturnahen Begrünung freuen, wie man auf meinen Fotos erkennen kann. Auf der Seite zur Bokeloher Straße hin wachse sogar wilder Wein nach Ausführung des Pförtners. Doch es kommt noch besser: Im Lichte der Dunkelheit haben sich drei Rehe auf einer der Bergspitzen gezeigt. Nach Angaben eines Plakats neben dem Pförtnerhaus müsste es sich um Rotwild handeln.

Wird der Kalimanscharo vielleicht bald zum Ausflugsziel vieler Anwohner und Touristen – so mitten zwischen den Wildtieren? Zu wünschen wäre es, denn der Ausblick von oben soll atemberaubend sein.

Textquelle: Website der K+S KALI GmbH, Bericht Neue Presse vom 02.11.2018, Geschichte K+S Werk Sigmundshall,

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