Praktische Tipps zum Strom sparen im Homeoffice

strom sparen im homeoffice

Ohne Strom geht im Homeoffice gar nichts. Ich gebe Ihnen praktische Tipps, wie man der enormen Preissteigerungsrate entgegenwirken und am Heimarbeitsplatz gezielt Strom sparen kann.

Corona-Pandemie und Homeoffice-Stromfresser

So ein spartanisch eingerichtetes Homeoffice wie auf dem Titelbild ist wohl eher die Ausnahme. Die meisten Telearbeitsplätze sind vollgestellt mit elektronischen Geräten. Kein Wunder, mussten doch insbesondere in den letzten zwei Jahren viele „Stromfresser“ vom externen Büro ins eigene Zuhause verlagert oder zusätzliche Geräte angeschafft werden. Seit Beginn der Coronapandemie ist die Homeoffice-Nutzung um durchschnittlich rund 40 Prozent gestiegen.

Doch schon Jahre zuvor kristallisierte sich aufgrund der vermehrten Nutzung von sozialen Medien eine hohe Anzahl an Solo-Selbstständigen heraus, die von Zuhause aus arbeiten. Sogenannte Influencer, die in den eigenen vier Wänden Videos drehen, Bilder von sich selber posten, in die große weite Social-Media-Welt hinausschicken und durch geschickte Werbeeinblendung ihren Lebensunterhalt verdienen, sind nicht mehr wegzudenken.

Die Sache hat nur einen Haken. All die Geräte, die man für Aufzeichnungen, Livestreams und letztlich den Gang ins Internet benötigt, verbrauchen Strom: beginnend mit Smartphones, die aufgeladen werden müssen, genau wie Akkus von professionellen Kameras, über Notebooks, Laptops oder PCs, die den ganzen Tag am Stromnetz hängen, gekoppelt mit teils überdimensionalen Bildschirmen. Zudem werden spezielle Studiolampen benötigt, um sich angemessen in Szene zu setzen.

Andererseits muss man kein Influencer, Fotograf oder Musikproduzent sein, um den Stromverbrauch im Homeoffice anzukurbeln.

Im eigenen Zuhause ständig unter Strom

Tatsächlich geht seit Jahrzehnten nichts mehr ohne Computer, Smartphone und Drucker im eigenen Haushalt. Möchte man auf dem Laufenden bleiben und sich umfassender zu einem Thema informieren, muss man sich per Endgerät ins Internet einklinken. Das Finanzamt verlangt, die Steuererklärung online abzugeben. Arbeitgeber verlangen auf dem gleichen Wege Bewerbungen, ob per E-Mail oder über eine Sammelplattform. Für die Kollegen und Vorgesetzten soll man rund um die Uhr telefonisch oder per Messenger erreichbar sein.

Lehrkräfte, Schüler und Studierende sollen in Krisenzeiten über Computer mit Internetverbindung Dateien austauschen und kommunizieren. Ärzte wollen online per Webcam diagnostizieren. Onlinebanking ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Kontoauszüge und Versicherungsunterlagen sollen gedownloaded und für die Buchführung ausgedruckt, für Ämter und Behörden auf dem Weg dorthin selber eingescannt oder abfotografiert werden – mit dem eigenen Drucker, Scanner, Smartphone versteht sich, sonst werden Gebühren fällig.

Außerdem will man nicht im Dunkeln tappen. Das heimische Büro braucht Licht – an der Decke, Wand und/oder auf dem Schreibtisch. Um der DS-GVO Stand zu halten, muss ein Papier-Shredder her. Dateien soll man archivieren, wobei für die riesigen Datenmengen teils noch externe Festplatten mit Netzteil herhalten.

Daneben erobern Smart-Home-Geräte, Staubsauger-Roboter und sprechende „Internet-Säulen“ die eigenen vier Wände. Überhaupt ist ja irgendein Router für die Einwahl ins Internet erforderlich.

Bei solch zahlreichen Geräten reichen die Wand-Steckdosen nicht mehr aus, also müssen Verteilersteckdosenleisten her, mit leuchtenden Schaltern, die den ganzen Tag unter Strom stehen.

Und dann das:

Strompreise steigen um etwa 40 Prozent

Nun mag man überrascht sein, dass die Prozentzahl in etwa dem Anstieg der Homeoffice-Nutzung entspricht. Aber das war zu erwarten. Die Nachfrage bestimmt das Angebot – von Elektroautos, E-Bikes, E-Rollern usw. mal abgesehen. Alles muss aufgeladen werden, alles läuft über Strom. Das wissen auch die Stromerzeuger, die zu einem bestimmten Anteil im Ausland sitzen. Letztlich sollten (müssen aber nicht) die Stromanbieter, die keinen eigenen Strom erzeugen, mit den Erzeugern um die besten Preise für die Verbraucher feilschen.

Der Staat reibt sich die Hände. Je höher die Preise, desto mehr verdient er. Denn gut 30 Prozent des Strompreises bestehen hierzulande aus Steuern, Abgaben und Umlagen, was Deutschland zum fast teuersten Land der Welt macht. „In keinem anderen G20-Staat ist Strom teurer“, hat Verivox festgestellt. Nur auf den Cayman- und Bermuda-Inseln sei Strom noch teurer. Forbes hat die Gründe für den Preisanstieg in einem Bericht vom 4. Juli 2022 zusammengefasst.

Endverbrauchern (darunter Kleinunternehmer, Solo-Selbstständige, Minijobber und Arbeitnehmer), deren Geldbeutel aufgrund der Coronakrise nicht so prall gefüllt bis leer sind und weiterhin auf Homeoffice oder Homeschooling angewiesen sind, bleibt daher nur eins: Strom sparen, wo es noch möglich ist. Ich mittendrin.

Deshalb habe ich mir meine Gedanken gemacht.

Strom sparen im Homeoffice – meine Tipps

In über 19 Jahren Homeoffice-Tätigkeiten habe ich Stromsparen quasi verinnerlicht. Schon mein erster PC (wie alle nachfolgenden) beinhaltete einen energieeffizienten Prozessor von AMD, meine Schreibtischlampe ein 3,3-Watt-LED-Leuchtmittel von Osram, das 15 Jahre hält, und mein erster Taschenrechner von Casio läuft bis heute mit Solarenergie, bei dem ich nicht einmal die 1,5-Volt-Knopfzelle wechseln musste – genau wie bei meiner Briefwaage von Maul.

Damit will ich sagen, dass es sich bei der Homeoffice-Ausstattung rechnet, von Anfang an auf Qualität, Energieeffizienz und Langlebigkeit zu setzen. Bei Smartphones und Tablets hieße das beispielsweise, auf die Kompatibilität künftiger Betriebssystem-Versionen und die Akkulaufzeit zu achten, bei Computern (Laptops, Notebooks, PCs) auf „grüne“ Prozessoren und Vorrichtungen zum Umrüsten, bei Druckern auf den Preis der Patronen, bei Monitoren auf augenschonende Flachbild-Technologie mit Stand-by, bei externen Festplatten auf reine USB-Verbindung, bei Lampen auf ersetzbare, energiesparende Leuchtmittel. Und sollte ein Hersteller freiwillig 15 Jahre Garantie gewähren, dann ist da was dran.

Bei Anschaffung von Neugeräten rate ich an, zuerst Informationen über künftige Technologien einzuholen, anschließend nach entsprechenden Geräten zu recherchieren, die diese Technologie bereits beinhalten, sich dann auf ein, zwei bestimmte Geräte zu konzentrieren, und erst zum Schluss Preise der ausgewählten Geräte im Internet zu vergleichen, von denen eins der Favorit wird, den man letztlich kauft – nachdem man eine Nacht darüber geschlafen hat.

Wer sein Homeoffice bereits mit allen notwendigen Geräten ausgestattet hat, dem empfehle ich, sich ein paar Stunden freizunehmen und in Ruhe eine Liste zu machen, auf der alle Geräte verzeichnet sind, die Strom (auch über USB-Aufladung an einem TV-Gerät oder Computer) und/oder Akkus verbrauchen. Sie werden staunen, was Sie alles am Laufen halten. Hier eine Beispielliste:

  • 1 Drucker mit USB und Strom
  • 1 Notebook mit Akku und Strom
  • 2 externe Festplatten mit Strom-Netzteil und USB
  • 1 externe Festplatte mit USB
  • 3 Verteilersteckdosen ohne Ein/Aus-Schalter
  • 2 Verteilersteckdosen mit Ein/Aus-Schalter
  • 2 Monitore mit USB und Strom
  • 1 Schminklampe mit Strom, 10 LEDs (xx Watt)
  • 2 Computer-Boxen mit USB und Strom
  • 1 Kamera-Ladegerät mit Strom
  • 1 Schreibtischlampe mit Strom, 3 LEDs (xx Watt)
  • 1 Deckenlampe mit Strom, 4 LEDs (xx Watt)
  • 1 Kaffeevollautomat mit Strom
  • 1 Wanduhr mit 2 Akkus

und so weiter und so fort. Sie können sich auch eine Tabelle mit Ankreuzfeldern anfertigen.

Im Anschluss überlegen Sie,

  1. auf welche der gelisteten Geräte Sie dauerhaft verzichten können;
  2. welche „Stromfresser“ durch energieeffiziente Geräte ersetzt werden sollten (z.B. Wasserkocher statt Kaffeevollautomat, USB-Festplatte statt eine mit Netzteil, Notebook statt Office-PC, Lampe mit einem Leuchtmittel statt drei, LEDs statt Energiesparlampen);
  3. welche Geräte sofort vom Stromnetz genommen und nur bei Bedarf in die Steckdose gesteckt werden könnten;
  4. welches Stromkabel in welcher Verteilersteckdose mit Ein/Aus-Schalter stecken sollte, um diese bei Abwesenheit „mit einem Klick“ ausschalten zu können;
  5. welche Verteilersteckdose unnötig ist und sofort entfernt werden kann;
  6. welches Gerät, das mit Akkus oder Strom betrieben wird, durch ein solarbetriebenes oder Funk-Gerät ersetzt werden kann (es gibt mittlerweile batterielose Funktür-Klingeln und seit vielen Jahren kabellose Mäuse ohne Batterien);

und ersetzen handelsübliche Batterieladegeräte mit Stromanschluss durch solche, die die Akkus per USB-C-Ladekabel am Computer oder Fernseher oder sogar über Solarzellen aufladen können. Im Zuge dessen fallen Ihnen sicher noch weitere Stromspar-Möglichkeiten ein, die Sie nach Ihren Überlegungen umsetzen könnten.

Darüber hinaus sind es Gewohnheiten, die man ändern kann, um Strom zu sparen, zum Beispiel

  • Licht ausschalten bei jedem Gang aus dem Zimmer;
  • nur das Licht einschalten, was gerade benötigt wird;
  • Bildschirmschoner am Computer deaktivieren;
  • ein durch natürliche Sonneneinstrahlung beleuchteten Platz zum Arbeiten aufsuchen (ggf. Zimmer tauschen);
  • Bildschirm auf Stand-by schalten bei kurzer Abwesenheit;
  • Drucker, Shredder, Scanner sofort ausschalten nach Gebrauch;
  • Smartphone so einstellen, dass es bei Nichtgebrauch sofort in Stand-by schaltet;
  • im Router Nachtmodus einstellen (Zeit, in der man definitiv nicht im Internet ist) sowie LED-Lichtstärke drosseln;
  • Smartphone oder Tablet nicht über die Steckdose, sondern über USB-Ladekabel am Fernseher oder Computer aufladen, während die Geräte in Betrieb sind – aber nicht über Nacht (das kann dem Akku schaden);
  • Stecker rausziehen, wenn ein Gerät voraussichtlich längere Zeit nicht betrieben wird;
  • Schalter an Verteilersteckdosen umlegen bei längerer Abwesenheit bzw. Computer, Monitore, Drucker usw. ausschalten;
  • mehr am Tage als in der Nacht arbeiten oder anders ausgedrückt:

carpe diem

Behalten Sie die Kontrolle über Ihre Stromrechnung

Als weiteren Ratschlag kann ich mitgeben: Notieren Sie sich stets die Zählerstände, um sie mit der Abrechnung vergleichen zu können, und wechseln Sie zu einem günstigeren Stromanbieter. Dabei gilt beim Preisvergleich:

Rechnen Sie die Beträge (Arbeitspreis, Grundpreis) je nach angebotener Vertragslaufzeit immer auf 12 oder 24 Monate hoch, achten Sie auf Preisgarantien und Boni. Lassen Sie sich auf Vergleichsportalen auch die regionalen Anbieter anzeigen, deren Verträge nicht direkt online über das Vergleichsportal abgeschlossen werden können. Außerdem bedeutet „Lieferjahr“ nicht gleich „Vertragslaufzeit“ (Boni sollte man sich auf die Vertragslaufzeit sichern, z.B. im ersten Vertragsjahr). Von Angeboten, die einen Mindestverbrauch fordern, lassen Sie lieber die Finger. Der monatliche Abschlag ist nebensächlich. Hier ein Rechenbeispiel:

Stromanbieter XY bietet Ökostrom zu folgenden Konditionen an:

Der Arbeitspreis beträgt 38,6 Ct./kWh, der Grundpreis 12,80 €/Monat (beides Brutto inkl. Mehrwertsteuer).

Der Stromanbieter gewährt einen Sofortbonus von 197 € und bei Jahresabrechnung (auch bei Wechsel!) einen zusätzlichen Bonus von 174 €. Zudem gewährt er eine Preisgarantie (auf alle Preisbestandteile ausgenommen gesetzlich festgelegte) im ersten Vertragsjahr.

Die Vertragslaufzeit beträgt 24 Monate.

Ihr Verbrauch beträgt 4000 kWh im Jahr.

Also rechnet man wie folgt:

Arbeitspreis 0,386 € x 8000 kWh = 3.088,00 €

Grundpreis 12,80 € x 24 Monate = 307,20 €

abzgl. Sofortbonus = – 197,00 €

abzgl. Bonus = – 174,00 €

So kommt man auf einen Preis von 3.024,20 € für 24 Monate, somit 1.512,10 € pro Jahr, was einen Abschlag von abgerundet 126 Euro monatlich ergibt.

Sollte der Anbieter einen höheren Abschlag fordern, verweisen Sie ihn freundlich auf den errechneten Betrag und beantragen Sie, den Abschlag auf diesen zu kürzen. Im Regelfall wird dies seitens des Stromanbieters sofort geändert.

Last but not least: Verlieren Sie nicht den Humor! Auch ich fühle mich immer wieder dabei ertappt, selbst erstellte Regeln nicht einzuhalten. Das ist nur menschlich. Als Nachtaktive klebt „CARPE DIEM“ (auf Deutsch: Nutze den Tag) bei mir an der Wand, umsetzen tue ich es aber selten. 😉

Und manchmal frage ich mich, ob ich mir die Kontoauszüge und Versicherungsunterlagen wie in alten Tagen per Post zuschicken lassen sollte, um Druckkosten zu sparen. Müsste ich mir aber erst ausrechnen, ob sich das rentiert. Vielleicht beim nächsten Mal.

Bis dahin wünsche ich Ihnen eine sonnige, gesunde und finanzierbare Zeit!
Ihre
Namira McLeod